Fähigkeitsausweis Interventionelle Psychiatrie

Verschiedene Neurostimulationsverfahren erleben weltweit ein Revival – auch in der Schweiz. Die SGPP und SSBP haben nun eine Arbeitsgruppe beauftragt, ein Curriculum mit FMH-Fähigkeitsausweis für Ärztinnen und Ärzte mit Facharztweiterbildung Psychiatrie und Psychotherapie dafür zu entwickeln. Erste Weiterbildungen sollen ab Sommer 2018 absolviert werden können.

In Ergänzung zur Psychopharmako- und Psychotherapie wird eine Reihe von Neurostimulationsverfahren in der psychiatrischen Behandlung angewandt. Neben der seit Jahrzehnten bewährten, aber lange Zeit stigmatisierten Elektrokonvulsionstherapie (EKT) erweitern Verfahren wie die transkranielle Magnetstimulation (TMS), die transkranielle Gleichstrombehandlung (tDCS; transcranial direct current stimulation), die Vagusnervstimulation (VNS) sowie die Tiefenhirnstimulation (DBS; deep brain stimulation) das Spektrum der Therapiemöglichkeiten. Sie finden nicht nur bei depressiven Störungen (v.a. EKT, TMS) sondern auch bei katatonen Psychosen (EKT), auditorischen Halluzinationen (TMS) und Zwangserkrankungen (DBS) Anwendung. Während EKT und TMS bei den genannten Erkrankungen gute bis sehr gute Wirkungen zeigen und teilweise auch anderen Behandlungsformen überlegen sein können, bleiben die anderen Verfahren besonders therapieresistenten Fällen vorbehalten. Eine gesicherte Bewertung der tDCS steht noch aus. Gerade TMS und tDCS finden zudem rege Anwendung in der Forschung, um damit unser Verständnis der Neurophysiologie des Gehirns zu vertiefen.

Weltweit kann von einem Revival der Neurostimulationsverfahren gesprochen werden, was sich auch in der Schweiz in der vermehrten Anwendung der EKT und der TMS ausdrückt. Zur Sicherstellung von Wissen und Qualität dieser Verfahren haben die Schweizerischen Gesellschaften für Psychiatrie und Psychotherapie (SGPP) und die Biologische Psychiatrie (SSBP) eine Arbeitsgruppe beauftragt, ein Curriculum im Sinne eines von der FMH anerkannten Fähigkeitsausweises zu entwickeln. An dieser Gruppe nehmen aus der ganzen Schweiz Kolleginnen und Kollegen aus stationärem und ambulantem Setting mit Erfahrung in der Anwendung von Neurostimulationsverfahren teil. Voraussetzung für den Erwerb dieses Fähigkeitsausweises ist, dass die Kandidatinnen und Kandidaten Fachärztinnen oder Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie sind oder sich in Weiterbildung dazu befinden. Zudem werden praktische Kenntnisse in der Durchführung von EKT und TMS verlangt, dies ergänzt um fundierte Kenntnisse der theoretischen Grundlagen der Wirkungsweise und der Anwendungsgebiete der aufgeführten Verfahren. Als Weiterbildungsstätten werden ambulante und stationäre Zentren mit regelmässiger Durchführung der Verfahren mit sichergestellter Supervision anerkannt werden. Entsprechende Übergangsbestimmungen werden ähnlich wie bei anderen Fähigkeitsausweisen Anwendung finden. Für das theoretische Curriculum ist geplant, dass dieses von einer zu gründenden Fachgesellschaft für Interventionelle Psychiatrie angeboten werden wird. Wir sind der Überzeugung, dass das geplante Zertifikat einen wichtigen Beitrag in der Qualitätssicherung und Weiterentwicklung dieser Verfahren leisten wird. Zudem macht es den Beruf als Psychiaterin und Psychiater attraktiver. Gegenüber den Gesundheitsbehörden können wir damit die Wertigkeit der Neurostimulationsverfahren unterstreichen, so dass diese den entsprechenden Stellenwert im Spektrum der psychiatrischen Behandlungen erhalten und entsprechend auch in den Abrechnungssystemen gewürdigt werden.

Für die Arbeitsgruppe «Interventionelle Psychiatrie»

Prof. Dr. Thomas Müller, Meiringen
Prof. Dr. Daniela Hubl, Bern
Prof. Dr. Armin von Gunten, Lausanne
Dr. Jean-Frédéric Mall, Lausanne
Dr. Fady Rachid, Genève

 

 

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