PSY-Kongress vom 5.-7. September 2018 im Kursaal in Bern

Den diesjährigen PSY-Kongress hat die SGPP zusammen mit drei Psychologenverbänden – ASP, FSP und SBAP – organisiert. Im Fokus stehen die psychotherapeutischen, sozialpsychiatrischen und biologischen Interventionen. Welche Highlights und Schwerpunkte der Kongress bietet, weiss Kongresspräsident Kaspar Aebi. 

 
Herr Aebi, der diesjährige PSY-Kongress wird von Psychiatern und Psychologen gemeinsam veranstaltet. Was wollen sie erreichen?

Es entspricht zum einen der Tradition unseres Kongresses, dass wir unsere Kongresse gemeinsam mit anderen Berufsgruppen durchführen. Vor zwei Jahren haben wir den Kongress mit unseren Kolleginnen und Kollegen von der Kinder- und Jugendpsychiatrie und «pro mente sana» organisiert. Beim jetzigen Kongress ging es uns darum, uns im Interesse der optimalen Therapieeffizienz mit den Psychologen auszutauschen und zu vernetzen. Im Fokus stehen Bausteine in der Behandlung und Betreuung psychisch kranker Menschen. Diese versorgen beide Berufsgruppen mit den entsprechenden Aufgabenfeldern.

Den Medien zufolge konkurrieren sich die Berufsgruppen aber auch...

Ich halte «Konkurrenzdenken» hier nicht für den richtigen Weg. Vielmehr müssen wir uns doch auf den Inhalt und die Aufgaben konzentrieren. Eine destruktive Berufspolitik schadet schliesslich allen – nicht zuletzt den Patientinnen und Patienten. Ziel muss ein konstruktiver Ansatz sein, mit dem wir unsere jeweiligen Berufsidentitäten schärfen können. Mit dem Kongress wollen wir hier einen Beitrag leisten – insbesondere mit dem neuen Format: dem «OpenSpace». Diese iterative Methode widmet sich der zentralen Frage: «Psychiatrie UND Psychologie» Kooperation UND Konkurrenz zu Gunsten der Versorgung psychisch kranker Menschen – wie gestalten wir dies konkret?

Wie sieht dieses «OpenSpace»-Format konkret aus?

Spannend daran ist, dass es inhaltlich offen ist und die Kongressteilnehmer selber gefragt sind, in dem sie eigene Themen oder Fragen während einer Session ins Plenum einbringen. In einer zweiten Veranstaltung am Nachmittag werden diese in Mini-Workshops ausgearbeitet. Die Ergebnisse werden am Schluss gesammelt. Die zehn besten Resultate werden am Folgetag in der Arena präsentiert und diskutiert. Mit dem Format kann so in kurzer Zeit eine Vielfalt von konkreten Massnahmen entstehen, worauf wir auch seitens der Kongressorganisation schon sehr gespannt sind.

Mit Ihrem Eröffnungsreferat, das traditionell aus einem anderen Fachbereich kommt, setzen sie gleich zum Kongressbeginn ein erstes Highlight. Wer kommt dieses Jahr?

Dieses Jahr spricht Professor Dirk Helbing, der an der ETH Zürich den Bereich «Computational Social Science» leitet. Er forscht vor allem über komplexe Systeme – von der Selbstorganisation von Fussgängern über Massenpaniken und Staus sowie Bakterienmustern bis hin zur La Ola-Welle. Als Professor für Soziologie fokussierte er auf die evolutionäre Spieltheorie und die agentenbasierte Computersimulation sozialer Prozesse und Phänomene. Ein neuerer Schwerpunkt ist Big Data. Mittels Cognitive Computing kann über diese Daten, Aufmerksamkeit, Denken und Fühlen sowie  Entscheidungen und Verhalten beeinflusst werden. Er wird uns darüber berichten, was passieren kann, wenn wir Cognitive Computing in den Behandlungsprozess integrieren.

Doch es gibt auch weitere spannende Hauptreferate...

Ein Schwerpunkt liegt auf dem aktuellen Thema der Versorgung von psychisch kranken Flüchtlingen. Aktuell gibt es schliesslich weltweit 22,5 Millionen Menschen auf der Flucht. Für dieses Thema konnten wir Dr. Peter Ventevogel gewinnen vom Hochkommissariat der Vereinten Nationen für Flüchtlinge. Er wird über die «Psychische Gesundheit von Flüchtlingen aus globaler Perspektive» sprechen und die aktuellen Interventionen vorstellen und diskutieren.

Was sind weitere wichtige Themen?

Spannend wird auch das Referat von Katharina Domschke aus dem deutschen Freiburg sein. Sie ist eine Spezialistin auf dem Gebiet der Epigenetik und hat viel darüber geforscht, warum und wie Traumata übertragbar also «vererbbar» sind. Sie wird uns mehr über die Rolle der Epigenetik bei der Entstehung psychischer Erkrankungen erzählen und wie wir daraus einen Nutzen für die Therapie ziehen könnten. Hochaktuell ist auch der Vortrag von Undine Lang von den Universitären Psychiatrischen Kliniken in Basel. Sie referiert über die Rolle des Mikrobioms in der Psychiatrie und wird die Zusammenhänge zwischen Darm und Depressionen näher beleuchten. Der Psychologe Jens Gaab, der der Psychologischen Fakultät in Basel vorsteht, geht der Beziehung zwischen Placebo und Psychotherapie nach. Sebastian Walther von den UPD Bern wird über die zunehmend an Bedeutung gewinnenden Simulationsverfahren sprechen. Der Kongress bildet so einen Spannungsbogen von aktuellen berufspolitischen, gesellschaftlichen und medizinischen Themen. Es lohnt sich vorbeizukommen!

Psy-Kongress 2018: Bausteine in der Behandlung und Betreuung psychisch kranker Menschen

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