SGPP fordert Impfpriorität für Menschen mit psychischen Erkrankungen

Menschen mit schweren psychischen Problemen haben ein nachweislich höheres Risiko, an COVID-19 zu erkranken. Die SGPP hat deshalb beim BAG verlangt, diese prioritär zu impfen. Obwohl sie ihr Begehren wissenschaftlich untermauern kann, findet sie kein Gehör. 


Fulvia Rota, Präsidentin SGPP

Bis heute zählen Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen in der Schweiz nicht zur Risikogruppe der besonders gefährdeten Personen, die zuerst geimpft werden. Die SGPP hat deshalb beim BAG gefordert, sowohl schwer psychisch Kranke als auch das Betreuungspersonal beim Impfen zu priorisieren. Anfang März ging ein entsprechendes Schreiben an das BAG; Mitte März forderte das Bundesamt die SGPP zu einer offiziellen Stellungnahme auf, in welcher der Verband erneut die Dringlichkeit betonte, Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen prioritär zu impfen. Bereits im Februar 2021 hatte das Robert-Koch-Institut in Berlin auf das COVID-19-Risiko von Patient*innen mit schweren psychischen Erkrankungen hingewiesen und deren Impfpriorisierung empfohlen. 

Epidemiologische Daten belegen nicht nur ein erhöhtes Risiko für COVID-19. Die Betroffenen weisen auch eine deutlich höhere Mortalität auf als beispielsweise Menschen mit chronischen Lungen-, Herz-, Nieren- oder Lebererkrankungen, wie «The Lancet» berichtet. Konkret ist die Mortalitätsrate nur bei Menschen nach einer Organtransplantation höher. An zweiter Stelle folgen bereits Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen. 

BAG schätzt Dringlichkeit anders ein

Obwohl die SGPP in ihrer Stellungnahme gegenüber dem BAG auf Studien verweist, die klar zeigen, dass Patienten mit schweren psychischen Erkrankungen sowohl ein erhöhtes Risiko für Infektionskrankheiten haben als auch eine bedeutend höhere Mortalität aufweisen, schätzt das BAG die Dringlichkeit anders ein und sieht davon ab, diese Menschen generell zu den besonders gefährdeten Personen zu zählen.

Das höhere Covid-Infektionsrisiko hat auch mit verhaltensbezogenen Auffälligkeiten zu tun: Gerade Menschen mit einer akuten psychischen Erkrankung haben ihr Verhalten nicht immer unter Kontrolle und können deshalb die Hygiene- und Distanzregeln nicht zwingend einhalten. Entsprechend ist auch das Betreuungspersonal insbesondere in psychiatrischen Akutkliniken einem erhöhten Risiko ausgesetzt, sich anzustecken. 

Auch Psychiater*innen müssten schneller geimpft werden

Die SGPP wollte weiter erwirken, dass nicht nur Patient*innen und Pflegepersonal, sondern auch Psychiater*innen generell schneller geimpft werden. Die Frage der Impfpriorität stellt sich nämlich auch für niedergelassene Psychiaterinnen und Psychiater, insbesondere im Notfalldienst: Zum einen haben viele Patient*innen, wie eingangs beschrieben, ein erhöhtes Ansteckungsrisiko, zum anderen weist unsere Berufsgruppe im Vergleich zu Ärzt*innen in anderen Fachrichtungen tendenziell ein höheres Durchschnittsalter auf. Dass auch niedergelassene Psychiater*innen Zugang zu einer möglichst schnellen Impfung haben, ist auch aus Sicht der Versorgungssicherheit notwendig: Nur wenn wir gesund bleiben, können wir weiterhin die psychiatrische Versorgung stationär, teilstationär und ambulant sicherstellen.

In ihrer bisherigen Stellungnahme gegenüber dem BAG stellte die SGPP aber nicht nur Forderungen auf, sondern machte auch auf Schwierigkeiten aufmerksam, die sich bei der Impfung von psychisch schwer erkrankten Menschen stellen: Aufgrund ihrer oft mangelnden Gesundheitskompetenz seien besondere Anstrengungen erforderlich, um diese Patient*innen zu informieren,  zu motivieren und ihnen einen vorrangigen Zugang zur COVID-19-Impfung zu ermöglichen.

Die SGPP wird sich weiterhin vehement dafür einsetzen, dass psychische Erkrankungen in der Impfstrategie des BAG mehr Gewicht erhalten.  

 

 

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