
Der Schritt war zwar angekündigt, aber dennoch ein Paukenschlag: Im März 2017 hat der Bundesrat erneut in den Ärztetarif TARMED eingegriffen. Damit will der Gesundheitsminister die Transparenz erhöhen, Fehlanreize reduzieren und Tarifsenkungen umsetzen. Fachdisziplinen mit langen Weiterbildungszeiten verdienen damit weniger. Leistungen in Abwesenheit des Patienten und Telefonate werden eng begrenzt. Beides trifft die Psychiatrie und birgt Rationierungen in der psychischen Versorgung. Deshalb wehrt sich der Dachverband nun öffentlich und politisch gegen den Tarifeingriff.
Die FMPP hat nach einer ersten Mitgliederinformation über die Eckpunkte des Tarifeingriffs in den vergangenen Wochen die vorgeschlagenen Tarifänderungen gründlich analysiert und diese basierend auf den von der FMH berechneten Mengengerüsten bewertet. Nun arbeitet die Tarifkommission im Rahmen des Vernehmlassungsverfahrens eine detaillierte Stellungnahme aus. Zeitgleich engagiert sich die FMPP weiterhin in den Tarifrevisionsarbeiten TARCO der FMH mit dem Ziel, mit allen Tarifpartnern bis Mitte 2018 eine neue Tarifstruktur einzureichen und so die Tarifautonomie zu erhalten. Parallel zu diesen Arbeiten hat die FMPP beschlossen, sich öffentlich für wichtige Anpassungen beim per 1. Januar 2018 in Kraft tretenden «Amtstarif» einzusetzen und gegen die Rationierungen und Lohneinbussen zu wehren. Die Auswirkungen des Tarifeingriffs blockieren die Arbeitsinstrumente der modernen State-of-the-Art-Psychiatrie, was die Fachgesellschaft nicht hinnehmen kann.
Hauptkritikpunkt der FMPP sind die Limitierungen der Tarifposition «Leistungen in Abwesenheit des Patienten (LAP)». Die LAP umfasst in der Psychiatrie mehr als das Lesen von Patientenakten: nämlich die Bezugs- und Umfeldarbeit. Auch werden die Telefonkonsultation – also die Telefongespräche mit dem Patienten – limitiert, was ein weiteres Problem darstellt.
Mit der Gleichsetzung der Dignitäten und Tieferbewertung von bestimmten Handlungsleistungen wollte der Bundesrat die zum Teil sehr hoch hinterlegten operativen Fächer korrigieren und die Hausarztmedizin aufwerten. Dass der bundesrätliche Tarifeingriff für die Psychiatrie Tarifsenkungen und damit Lohneinbussen bis zu 10% mit sich bringt, ist unverständlich.
Zwar gehört die psychische Versorgung zu den gesundheitspolitischen Prioritäten, der bundesrätliche Tarifeingriff steht aber im Widerspruch zum aktuellen politischen Kurs.
Die FMPP fordert Anpassungen zugunsten der Psychiater und der betroffenen Patientengruppen. Die FMPP wird gegenüber Bundesrat Alain Berset und der Gesundheitsbehörde detailliert und klar Stellung nehmen. Darüberhinaus werden wir den öffentlichen Druck für unsere Sache erhöhen und brauchen die Unterstützung aller Mitglieder. Wir haben zum einen für Ihre Praxen Informationsflyer vorbereitet, die Sie ausdrucken und für Ihre Patientinnen und Patienten auflegen können. Ferner versenden wir heute die verlinkte Medienmitteilung, mit der wir unsere Anliegen auch über die Presse vertreten wollen. Ebenfalls haben wir mit verschiedenen Medien Kontakt aufgenommen, um Interviews zu lancieren. Sie als Mitglieder können uns mit Leserbriefen oder Meinungsartikeln, die unsere Argumente aufnehmen, unterstützen. Falls Sie direkt von Medien angefragt werden, stehen Ihnen Alexander Zimmer oder die Präsidenten der Fachgesellschaften Pierre Vallon, Hélène Beutler und Alain Di Gallo sehr gerne für die Vorbereitung zur Verfügung. Zudem wollen wir auch an die Gesundheitskommissionen des Parlaments gelangen, um auch auf dieser Ebene unsere berechtigten Befürchtungen zu platzieren und die Interessen unserer Patienten zu vertreten.